1. Einführung
    2. Wissenswertes
    3. Heilige Schriften
        und der Glaube der
        Glaubenden

 

2. Wissenswertes

Die Religionen bauen normalerweise ihre Anschauung auf der Einheit von Licht und Dunkelheit, auf der Ganzheitlichkeit der Ansicht (Holismus – abgeleitet vom griechischen Wort holos). Der Glaube der Hebräer und der Christen ist anders. Er ist auf der Zweifachheit (Dualismus) des Lichtes gegründet, Gott, oder dem Ganzen entsprechend = kata-holos oder katholisch. Die Grundlage dieser religiösen Ansicht ist Gott und das, was er erwirkte, die Bündnisse mit den Menschen.

Bereits diese religiöse Unterscheidung gibt an, dass die Hl. Schrift gar nicht alle Zeugnisse enthalten will, auch dann nicht, wenn die Zeugen unter den Glaubenden zu finden sind. Die Eingebung der Schreiber, der Heilige Geist weckt nämlich auch andere, Nicht-Schreiber zum Glauben auf. Wie um die Erscheinung der Herrlichkeit, scharen sich auch um die Gotteszeugen Glaubende und geistlich begabte Menschen. Meistens sind so eigene Bildungsstätten entstanden, biblisch als Prophetenschulen bezeichnet, in welchen die Zeugnisse gesammelt und eingeordnet waren. Während in den 5 mosaischen Büchern auch der Tod des Gotteszeugen beschrieben wurde, begegnen uns die historischen biblischen Berichte zum Teil zweifach. Selbst das Evangelium des Neuen Bundes ist in vierfacher Ausführung überliefert worden.

Daher sprechen wir bei der Entstehung der Hl. Schrift von den unterschiedlichen Redaktionen, welche Berichte, Handlungen und Worte auch nach dem Tod des Schreibers in einen Zusammenhang stellen, wie z. B. Erst-, Zweit- und Dritt-Jesaja (proto-, deutero- und tritoisaia), sowohl nach Themen als auch nach zeitlichem Bezug. In den biblischen Büchern lesen wir nicht die Quelltexte, sondern Zusammenfassungen derselben. Als Quelle vom Gotteszeugnis verstehen wir Worte (Logia), Berichte (Chronika), Botschaft (Angelia) und Lehraussage (Kerygma). Erst wenn diese Zusammenstellung als Lesung im Gottesdienst gelesen und im Leben der Gläubigen eines göttlichen Bundes beachtet wurde, sprechen wir von einer Heiligen Schrift. Kraft dieser Regel (Kanon) gelten die einzelnen biblischen Bücher als kanonische oder der Regel entsprechende Schriften.

Die Bibel enthält auch einige Schriften, welche zur Glaubensunterweisung außerhalb des Gottesdienstes gelesen und im Leben der Glaubenden beachtet wurden. Da solche Bücher oder Teile in den biblischen Schriften nicht gänzlich der Regel entsprechen, aber trotzdem durch Annahme der Bundesträger dem biblischen Zeugnis hinzugefügt worden sind, gelten sie in diesem zweiten Sinn als Gotteszeugnis. Daher kennen wir die ersten und die zweiten Regelschriften – Proto und Deuterokanonika.

Alle biblischen Schriften sind grundsätzlich durch Annahme in die Heilige Schriftsammlung gekommen. Während man alttestamentlich von Proto- und Deuterokanonika spricht, gelten alle in der Bibel enthaltenen neutestamentlichen Teile als kanonisch, obwohl zwei von diesen Schriften ursprünglich nicht von allen Christen in der Liturgie gelesen und im Glauben und Leben beachtet wurden. Sowohl der Brief an die Hebräer als auch das Buch der Offenbarung wurden jeweils ausschließlich im Osten oder im Westen der christlichen Kirche gottesdienstlich gelesen, ausgelegt und beachtet. Da dieselben nicht nur von katechetischer Bedeutung sind, sondern eher der Regel entsprachen, und in keinem Widerspruch zu übrigen neutestamentlichen Schriften stehen, unterscheiden wir, kraft ihrer Annahme in der Urkirche, im Neuen Testament nicht die Proto- von den Deuterokanonika – sie alle sind für uns kanonische Schriften und stellen folglich auch die Regel für unseren Glauben und für unser Leben dar.

Jeder Bibelleser möchte gerne den göttlichen Gedanken fassen und sucht daher in der Heiligen Schrift die Offenbarung, das göttliche Selbstzeugnis. Und gerade deshalb geben manche ihr Vorhaben auf. Die Bibel ist nicht bloß ein Buch mit verschiedenen Kapiteln, welche zusammengenommen eine Botschaft wiedergeben. Es sind Bücher unterschiedlicher Schreiber und ihrer Redaktoren, welche von verschiedenen Seiten (Aspekten) die Bundesbotschaft erfahren und erlebt haben.

 

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