4. Biblische Ansichten
     – das Alte Testament

    5. Biblische Offenbarung
     – Bindeglied zwischen
        Altem und Neuem
        Testament

    6. Selbstzeugnis Gottes
     – das Evangelium
         vom Heil

    7. Vorschau
        der Vollendung

 

4. Biblische Ansichten – das Alte Testament

Der erste biblische Aspekt ist die Entstehung von den Menschen, welche für das göttliche Bündnis fähig und würdig sind. Von daher werden die ersten 5 Bücher Moses als eine Weisung verstanden und als Thora oder Satzung bezeichnet. Aus einem Menschenpaar entstand eine Familie, ein erwähltes Geschlecht, welches durch die neuen Beziehungen zu einem Stammbaum anwuchs. Mit dieser einen Familie wurde der Bund beider biblischen Bündnisse geschlossen, der Bund Abrahams, kraft der leiblichen Nachkommenschaft und aufgrund der göttlichen Erscheinung und Verheißung, damit auch ein Volk entstehe, in welchem sich die Ankündigung erfüllt – ein Neues Geschlecht, oder das erwählte Gottesvolk.

Dieses neuentstandene Volk machte sich auf, um im Auszug oder dem Exodus aus der profanen Herrschaft, dem Haus der Versklavung in Ägypten, mit Gott eigenständig zu werden. Es empfing in der Wüste neue Institutionen, Priester und ein Abbild des himmlischen Heiligtums, neue Lehrer von neuen Satzungen und Gesetzen oder Richter, eine neue Volksvertretung oder Volksälteste, und wurde in ein Neuland geführt. Dieses alttestamentliche Gottesvolk bekam nicht nur eine geistliche Weisung, sondern auch eine Verfassung, das Grundgesetz ihrer Nation für das Land des Einzugs, um die Vollendung schattenhaft oder typologisch darzustellen. Der Glaube beider Bündnisse soll in einer einigen Vollendung münden – wie der Auferstandene den Tod mit seinem Tod besiegte, soll das Weltliche, welches vergänglich ist, in der Vergänglichkeit überwunden werden, damit alle von Gott Berührten so werden wie ihr Bundespartner, wie Gott, heilig und ewig.

Auf die 5 Bücher Moses (Pentateuch) folgen die historischen Bücher mit dem richterlichen Aspekt. Angefangen mit dem Einzugsbuch des mosaischen Schülers Josua bis zu den jüngsten historischen Büchern der Bibel des Hohenpriesters Esra und des Reichsbeamten Nehemia, lernen wir wie die Satzung des Volkes Gottes umgestezt oder angewendet wird. Obwohl für uns die Begriffe wie Richter oder Gericht mit einem Urteil verbunden sind, mit einer Rechtsprechung, in welcher der einen Partei im Prozess das Recht zugesprochen wird, und die andere der recht-gesprochenen Partei unterliegt, und uns die historischen Ereignisse biblisch in einer ähnlichen Form verständlich sind, bedeuten die richterlichen Begriffe der Bibel im Wesentlichen etwas anderes. Denn es gibt nur einen Richter, dessen Urteil sich nach ungeschriebener, nach wirklicher Gerechtigkeit ergibt, Gott den Allwissenden, welchem allein und ausschließlich jedes und das letzte Gericht gehört. Diesem Urteil vorzugreifen und auf der biblischen Grundlage andere Mitmenschen zu verurteilen, ist in der Gesamtheit der Hl. Schrift strengstens untersagt! Das Heilige vom Nicht-Heiligen zu unterscheiden, ist hingegen etwas anderes – diese Unterscheidung soll als eine Pflicht verstanden werden und zugleich als eine Aufforderung, das Profane oder das Erdantlitz zu heiligen.

Hinter dem richterlichen Begriff verbirgt sich biblisch eine besondere Herrschaftsform. Da es neben dem gerechten und heiligen Allherrscher (Pantokrator) keine anderen Beherrscher des göttlichen Bundes geben kann, wird aufgrund der Unterscheidung und der biblischen Auslegung (Exegese) die Verantwortung im Namen Gottes von den Priestern, Verwaltern, Ältesten und Königen wahrgenommen. Damit wir zur Gerechtigkeit kommen, soll sinnbildlich der Berg der königlichen Herrschaft, Zion, durch das Recht erlöst werden, wie es der Prophet Jesaja kurz zusammenfasst.

Zur prophetischen biblischen Literatur leiten uns die Weisheitsbücher der Hl. Schrift an. Ab dem Buch Hiob bis zu den Büchern der Propheten soll die Weisheit Gottes angesprochen werden, das Werk des Heiligen Geistes an den Menschen. Das Wie der Weisheitsliteratur erklärt uns die richterlichen Vorgänge der historischen Bücher an vielen Beispielen. Selbst die liturgische Grundlage der biblischen und königlichen Psalmen gehört zur Gattung des Weisen und Wahrhaftigen. Deshalb singen oder lesen wir die Psalmen parallel zu jeder biblischen Lesung, unerheblich, welche Schriften der Bibel vor uns liegen mögen, ob jene des Alten oder die des Neuen Bundes.

 

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