4. Biblische Ansichten
     – das Alte Testament

    5. Biblische Offenbarung
     – Bindeglied zwischen
        Altem und Neuem
        Testament

    6. Selbstzeugnis Gottes
     – das Evangelium
         vom Heil

    7. Vorschau
        der Vollendung

 

5. Biblische Offenbarung – Bindeglied zwischen Altem und Neuem Testament

Mit der biblischen Literatur der Propheten bricht bereits das Neue im Alten Testament an. Die Prophetenbücher stellen eine eigene Gattung in der Bibel dar. Da sie in der Erscheinung Christi nur zu einem Teil erfüllt worden sind, und einige Ankündigungen und Verheißungen in ihrer Erfüllung noch ausstehen, werden sie wie die Evangelien behandelt. In der Urkirche betrachtete man das Buch des Propheten Jesaja als eine christliche Frohbotschaft (Evangelium), auf deren Grundlage die Kirche im Glauben und Leben heranwuchs, wobei die Apostel noch die Auslegung beachteten, die sie vom HErrn unterrichtet bekamen. Nicht die Apostel und die kirchlichen Lehrer und Väter, sondern Jesus persönlich hat die Psalmen und die prophetische Literatur zu einer Grundlage des Neuen Testamentes erklärt.

Im Umgang mit den prophetischen Botschaften geht es jedoch nicht nur darum, Unerfülltes auszumachen! Es geht vornehmlich um die geistlichen Aspekte der Heiligen Schrift. Zwar nimmt der Gläubige des Alten Bundes die Ordnung des Opferdienstes wahr und sieht den blutigen Vollzug desselben, er wird hingegen von den Propheten zu einem geistlichen und vernünftigen Verständnis angeleitet. Das Brandopfer für Gott ist ein reuiges und demütiges Herz, mit anderen Worten eine geistliche Einrichtung der Umkehr und der Erneuerung, das Opfer der Lippen, die den Namen Gottes preisen. Wie dem Propheten öffnet sich den Augen des göttlichen Betrachters in den prophetischen Lesungen eine geistliche Anschauung, um das Materielle zu verstehen und richtig zu deuten, seien es Ereignisse mit Menschen und Völkern oder mit Gott, im Werk und Zeugnis.

Darüber hinaus wird die angesprochene Unterscheidung des Sakralen vom Profanen vertieft und verdeutlicht. Somit ist es möglich, selbst die erfüllten Vorhersagen mit geistlichem Verständnis nachzuvollziehen, um das Wesentliche vom Unwesentlichen im Zeugnis der Zeitzeugen Christi zu unterscheiden. Selbst das Unwesentliche in der Überlieferung derjenigen, welche Jesus begleiteten oder auch später im Glauben wahrnahmen, soll nicht übersprungen oder weggelassen, sondern zum Verständnis des Wesentlichen beachtet werden. Überflüssiges oder Unnötiges ist in der Botschaft der Heiligen Schrift nicht enthalten, sondern nur das Nötige vom Notwendigen. Würde man irgend eine Aussage des biblischen Zeugnisses als unbedeutend für heute bezeichnen, dann wäre die Redaktion einzelner biblischer Schriften auch im Bedeutenden und Wesentlichen unzuverlässig.

Zeitlich sind die prophetischen Schriften in jenem Lebensumstand des Bundesvolkes entstanden, als es neben den Propheten gar keine weiteren ethnischen und religiösen Strukturen gab, weder den Priesterdienst noch die Volksältestenschaft. Diesem prophetischen Zusammenhalt der Bundestreuen ging nicht nur die Reichsteilung des Staates Israel voraus, die Verschleppung in ein anderes Sklavenhaus von Babylon, sondern etwas viel schlimmeres – auch der endgültige Untergang einiger gesegneter Stämme. Die Spannung zwischen dem Heiligtum Jakobs in Bethel (Gotteshaus), welchem die meisten Stämme aufgrund der mosaischen Entstehungsgeschichte anhingen, und dem jüdischen Heiligtum in Jerusalem, welches nahezu in Trümmern lag, wird nicht mehr verschwiegen. Die Bedeutung Jerusalems wird hervorgehoben, und aus dem Mund Jesu Christi festgehalten: das Heil kommt von den Juden.

Zwar nahm der wirkliche Exodus seinen Anfang – der echte und neue Auszug aus „Babylon“, dem Ort der Sprach- und Glaubensverwirrung, welchen 3 Propheten auch leiblich begleiteten, Haggai, Sacharia und „Maleachi“ –, doch der Einzug in das „gelobte Land, wo Milch und Honig fließt“, blieb bis heute aus. Sowohl die Juden wie die Christen erwarten die Wiederkunft und sprechen – Gepriesen bist Du, HErr, unser Gott, der seine Herrlichkeit nach Zion zurückbringt! Auf diesem Weg gaben die Propheten die Führung des Volkes an die Priester, Schriftgelehrte und Älteste ab. In der kirchlichen Haushaltung setzt Christus dieses Werk fort. In diesem Sinn verbinden die biblischen prophetischen Bücher das Alte mit dem Neuen Testament.

 

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